Weihnachten im Mittelalter
Wie haben die Menschen im Mittelalter Weihnachten gefeiert?
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Mittelalterliches Ambiente hat, besonders auch in der Weihnachtszeit, auf viel Menschen eine große Faszination. Wir schlendern heute gern in der Adventszeit über mittelalterliche Weihnachtsmärkte, unabhängig davon, ob sie in einer alten Burg oder einer schönen Stadt im Fachwerkcharakter stattfinden.
Dabei erfreuen wir uns an dem besonderen Flair zwischen alter Handwerkskunst, dem Duft von Gebratenem und dem flackernden Lichtschein brennender Fackeln.
Haben dies aber die Menschen in den Jahrhunderten des Mittelalters auch ähnlich erleben können und wie haben sie überhaupt die Tage der Weihnacht verbracht.
Wenn man davon ausgeht, dass das sogenannte Mittelalter immerhin eine Spanne von fast einem Jahrtausend überzog, dann wird es uns bewusst, dass es in der Geschichtsschreibung nur wenige Hinweise darauf gibt, wie die Menschen im Mittelalter Weihnachten feierten.
Es gibt aber eine Reihen von noch heute üblichen Weihnachtsbräuchen, deren Ursprünge in die Epochen des Mittelalters zurück reichen.
Betrachten wir einfach einige der weitgehend gesicherten Überlieferungen und versuchen uns in die wahrscheinlich ebenfalls beschauliche Weihnachtszeit vergangener Jahrhunderte zurück zu versetzen.
Weihnachten - das Fest der Geburt Christi
Die erste Feier von Weihnachten
Weihnachten, das Fest der Geburt Jesu Christi, hat eine sehr lange Tradition, auch wenn der wahre Geburtstermin mittlerweile weithin umstritten ist. Bereits in antiker Zeit, im Jahre 354, wurde Weihnachten erstmals am 25. Dezember in Rom zelebriert. Auf dem zweiten Konzil von Konstantinopel verkündete Kaiser Theodosius dann im Jahre 381 den 25. Dezember als offizielles Datum für Christi Geburt.
Damit galt Weihnachten als der durchaus erfolgreiche Versuch der Kirche, heidnische Bräuche zu kanalisieren, deren Termin ebenfalls an diesem Tag lag. Immerhin gibt es u.a. Parallelen zum Germanentum auf, da dessen „geweihte Nächte“ vom 25. Dezember bis zum 6. Januar dauerten.
Dieses Datum des 25.12. hat sich seitdem fest etabliert und mit dem Heiligen Abend am Vortag und den in einigen Staaten wie Deutschland begangenen 2. Weihnachtsfeiertag am 26.12. habe sich die Termine der wichtigen Tage für das Christentum eingebürgert.
Weihnachten - woher kommt das Wort?
In schriftlichen Werken findet man das Wort „Weihnachten“ erstmals im 12. Jahrhundert, also einer Zeit, die man schon fast dem Hochmittelalter zuordnen kann.
Es leitet sich offensichtlich aus einer mittelhochdeutschen Formulierung ab, die „ze wihen nath“ heißt. Wörtlich übersetzt bedeutet dies so viel wie „zu der geweihten Nacht", was auch einen Bezug zu der Welt der Germanen liefert. Die Mittwinternächte der Germanen, die eine Opferzeit darstellten und der Vertreibung von Dämonen gewidmet waren, zog sich über einen Zeitraum vom 25. Dezember bis zum 6. Januar.
Fasten und Speisen in der Weihnachtszeit
Fastenzeit vor Weihnachten
Die Tage vom 25. November bis Weihnachten gehörten Im Mittelalter zu der Zeit des Fastens. Es durften nur spezielle Speisen und Getränke zu sich genommen wurden, wozu zum Beispiel Fisch, Fastengebäck, Lebkuchen, Honigkuchen und Fastenbier gehörten. Am 23. und 24. Dezember wurden sogar nur Brotsuppe und getrocknetes Brot gegessen.
Mit dem fasten sollten sich die Menschen auf die "geweihte Nacht" vorbereiten.
Die Fastenzeit wurde aber bereits dazu genutzt, um Vorrat für die festliche Weihnachtszeit danach zu backen.
Weihnachtliches Speisen und Trinken
Ein Weihnachtfest mit Speis und Trank zur Feier der Geburt Christi war im Mittelalter offenbar kein allgemeiner Brauch. Allerdings wurde mit dem Ende der Fastenzeit am 25. Dezember traditionell ein ausgiebiges und umfangreiches Festmahl auf den Tisch gebracht.
Viele der im Mittelalter am 25. Dezember servierten Speisen hatten auch eine symbolische Bedeutung. Es kam viel Fisch auf den Tisch, der als Symbol für Fruchtbarkeit und Leben stand. Daher stammt auch die Tradition des Weihnachtskarpfens, der auch in vielen Klöstern gezüchtet wurde. Besonders Hering und seine Rogen wurden mit Hoffnung auf Glück und Reichtum in Verbindung gebracht. Auch Linsen und Bohnen sollten Wohlstand bringen. Äpfel standen symbolisch für Gesundheit, Salz und Brot spiegelten die Hoffnung auf ein langes Leben.
Oft wurde auch Schweinebraten serviert, der in der Umgangssprache als »Mettensau« bezeichnet wurde.
Die bei uns auch heute noch weit verbreitete Tradition, zu Weihnachten eine Gans zu servieren, kam erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts aus Großbritannien nach Deutschland.
Lebendige und hölzerne Krippenspiele in der mittelalterlichen Weihnacht
Das Krippenspiel
Zum Ende des 12. Jahrhunderts begann man damit, die biblische Weihnachtsgeschichte um die Krippe in der Kirche aufzuführen. Das Krippenspiel wurde dann auch außerhalb der Kirche aufgeführt, was hauptsächlich auf Franz von Assisi zurückgeht. Er inszenierte eine Krippenfeier in Greccio, dessen Gemeinde heute die Partnerstadt von Bethlehem ist, in der Nacht zum 25. Dezember 1223, die eine Art Ära des jährlichen Krippenspiels einleitete.
Seit der Inszenierung von Franz von Assisi während dieser Mitternachtsmesse in Greccio gehört das Krippenspiel zum festen weihnachtlichen Brauchtum. Der Ablauf des Krippenspiels ist immer sehr ähnlich. Die biblische Weihnachtsgeschichte wird in den Hauptszenen dargestellt und von den wundersamen Begebenheiten zur Geburt Jesu berichtet.
Zu dem Ensemble des Krippenspiels gehören neben einigen Hirten und den Tieren das Jesuskind, Maria, Josef und die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland.
Die hölzerne Krippe
Natürlich war nicht jede Kirchengemeinde finanziell und personell in der Lage, die Geburt Christi auf so lebendige und interessante Weise darzustellen, wie Franz von Assisi es geschafft hatte. Es war daher naheliegend, die lebendigen Darsteller durch geschnitzte und bemalte Holzfiguren zu ersetzen. Dier erste Krippe dieser Art soll 1562 aus Italien über die Alpen nach Prag gekommen sein.
Schnell erfreute sich dieser neue Gedanke breiter Beliebtheit, auch wenn einige Herrscher der damaligen Zeit versuchten, diesen Brauch zu unterdrücken. Sogar die österreichische Kaiserin Maria Theresia verbot den Brauch der hölzernen Krippe während ihrer Amtszeit.
Der Weihnachtsbaum und andere weihnachtliche Bräuche
Grüne Zweige und der Weihnachtsbaum
Ein grüner Zweig im Winter galt schon im Mittelalter als ein Zeichen für Hoffnung, die Fruchtbarkeit des Sommers und neues Leben. Überhaupt stand die Farbe Grün für Hoffnung, so wie sie heute noch gesehen wird. So fand man bereits im Mittelalter in und an fast allen Klöster und Kirchen das allseits bekannte Tannengrün in Form von Tannen-, Mistel- oder Eibenzweigen.
Der Weihnachtsbaum betrat erst zum Ende des Spätmittelalters die Bühne der Weihnachtsbräuche. Der erste urkundlich belegte Weihnachtsbaum stand im Jahr 1419 in Freiburg. Dieser Weihnachtsbaum war mit Äpfeln, Nüssen und Lebkuchen geschmückt. Der Legende nach durften die Kinder des Ortes diese Naschereien zum Neujahr verzehren.
Die Raunächte
Die zwölf Nächte vom 25. Dezember bis zum 6. Januar wurden auch als Rauch bzw. Rauhnächte bezeichnet . Die Raunächte galten als Heilige Nächte, in denen in der Regel nicht gearbeitet wurde und auch alle Waffen und Streitigkeiten zu ruhen hatten.
Die Rauhnächte werden auch heute noch einigen Regionen zelebriert und folgen oft Mittelalter-Weihnachtsmärkten, wie zum Beispiel die "Dresdner Rauhnächte" im Stallhof des Schlosses.
Die Weihnachtslieder
Die erste Hymne, in der die Menschwerdung Gottes besungen wurde soll bereits wenige Jahrzehnte nach Christus Geburt entstanden sein. Die Ursprünge heutiger Weihnachtslieder lassen sich teilweise bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen.
In den Jahrhunderten davor waren es zum großen Teil lateinische Hymnen, die bei Messen und Umzügen gesungen wurden. Im Mittelalter wurden diese Hymnen mit deutschen Texten gefüllt und man nannte sie dann "Leisen". Im 11. Jahrhundert wurden die Weihnachtslieder aber eher als Sologesang vom Priester vorgetragen, der der Gemeinde vorstand.
Der alte Brauch des Kindelwiegens, der ab dem 12. Jahrhundert fester Bestandteil des Weihnachtsfestes wurde, ist auch von Liedern begleitet worden.
Das Weihnachtslied im heutigen Sinne bekam seinen Durchbruch mit Martin Luther, der diese Weisen zum Bestandteil des Gottesdienstes werden ließ. Zu seinen wohl bekanntesten Weihnachtsliedern gehört das heute immer noch oft gesungene "Vom Himmel hoch, da komm' ich her", welches er im Jahr 1535 komponiert hat.
Auch heute gehört das gemeinsame Singen von Weihnachtsliedern zu den Traditionen der Kirche.
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